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Jesus in der Wüste

JESUS IN DER WÜSTE

 Ein Bild, das bewusst durch die Leseordnung für den Beginn der Fastenzeit gewählt ist. Für mich ist die Wüste ein magischer Ort, den ich noch nie gesehen habe und den ich mir lebensfeindlich vorstelle. So wie die Beduinen ihr Land beschreiben: „ein kaltes Land mit heißer Sonne“. Die Wüste soll uns scheinbar auf die nächsten Wochen einstimmen. Aber es steckt mehr dahinter als eine Anweisung, sich in die Einsamkeit zurückziehen und in Verzicht zu üben.

Wenn man diesen Text beim Evangelisten sucht, findet man ihn ganz am Anfang. Wir springen nochmals zurück zum Beginn des ersten Kapitels. Und für mich ist er erst schlüssig, wenn der davorliegende Satz mitgelesen wird. Dort steht: „Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“.

Ja, das ist das Ende der Taufe Jesu im Jordan, und genau dort setzt das heutige Evangelium an: „Und sogleich trieb der Geist Jesus in die Wüste“.

Wir dürfen heute dabei sein wie Jesus seine Berufung durchlebt. Jesus durchläuft Erfahrungen, die keinem von Gott Gerufenem erspart bleiben. Stationen und Situationen, die wir alle, als in der Taufe Gerufene, uns früher oder später stellen müssen, wenn wir diesem Ruf nachgeben. Auch auf die Gefahr hin, dass im ersten Moment dieses Gerufensein einem den Boden unter den Füßen wegzieht und das Weltbild bis in die Grundfesten erschüttert. Jesus ist da keine Ausnahme. Er zieht sich zurück an einen einsamen Ort. Gerade dieses Zurückziehen in eine Innerlichkeit hat eine lange heilbringende Orientierung, stiftende Tradition und das nicht nur bei uns im Christentum. Ruhig werden, das Alltägliche abschütteln und sich auf die Beziehung zu Gott konzentrieren, das ist es, das zurückfinden lässt auf festen belastbaren Boden.

Aber diese innere Stille nützt auch so manch anderes, um zum Vorschein zu kommen, um Einfluss zu gewinnen. Die erste Zeit bei Exerzitien kann sehr verwirrend sein, denn es bricht Vieles auf, darunter auch Schlechtes und Böses. „Diabolos“, das griechische Wort für Satan in unserem Text, ist mit „durcheinanderwerfen“ wörtlich zu übersetzen. Es handelt sich um den Verwirrer, Verleumder oder auch Faktenverdreher, der zum Vorschein kommt. Und genau dieser Verwirrer tritt Jesus da in der Wüste entgegen. Er ist es, der einen in den alten gewohnten Weg zurückziehen möchte, der Vorsätze abschwächt und das Gewissen beim Scheitern beschwichtigt. Jesus lebt in der Wüste bei wilden Tieren und wird von Engeln bedient. Er ist ein Zerrissener, der zwischen den wilden animalischen und den dienenden Engeln hin- und hergerissen ist. Beide Extreme kennt ein jeder aus seinem Leben und beides kann dem Menschen übernatürliche Kraft verleihen, das Wilde genauso wie das Heilige.

Diese Zeit in der Wüste verändert Jesus von Grund auf. Zuvor nur Zuhörer, der aus der Menschenmenge Johannes lauschte, tritt er nun als Rufer für Gott auf. „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe!“ Jesus hat gefunden, wonach er suchte. Er hat sich vollkommen seinem Vater zugewandt. Gefestigt und mit großer Kraft tritt er ab diesem Zeitpunkt auf.

Der heutige Sonntag am Beginn der Fastenzeit ruft uns allen zu: „Du bist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn“ Diese Zusage ist von Gott ernst gemeint. Auch wenn wir es anfänglich nicht glauben können. Die nächsten 40 Tage sind ein Geschenk um darüber nachzusinnen was das konkret im eigenen Leben bedeutet.  So nütze auch du die bevorstehende Fastenzeit um innerlich zu wachsen, um einen Schritt auf deinem Glaubensweg weiter zu kommen. Diese Zeit, die wir als Christen bewusst leben, soll gefüllt sein mit Verschiedenem, etwa mit Verzicht auf Überflüssiges oder auch mit Vorsätzen etwas anders zu machen. Aber die nächsten Wochen werden hart, jeder wird angefragt werden vom Verwirrer. Zweifel werden an uns nagen und Vieles abseits des sich vorgenommenen Weges wird verlockender wirken als normal. Bedenke, auch wenn du unter wilden Tieren lebst, auch wenn ein Verleumder wegnehmen möchte, was du erreichen willst, liegt es an dir, dich den Engeln zuzuwenden. Vergiss nicht „die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nah“ und es braucht genau DICH um in die Welt zu kommen.

Fritz Eglseer