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Impulsgedanken zu Pfingstsonntag

Gedanken von Dr. Isaac Padinjarekuttu

Pfingsten 2020

Wenn ich Sie fragen würde, was Sie unter ‚Geist‘ verstehen, wäre es sicher nicht ganz einfach, diese Frage zu beantworten. Leichter fällt uns schon eine Antwort, wenn wir von der Aktivität des Geistes sprechen. Wir können, zum Beispiel, leicht über Geistlosigkeit reden. Jeder weiß, was ein geistloser Witz ist. Das ist ein Witz, über den man nicht lachen kann. Jeder weiß, was eine geistlose Rede ist. Das ist eine Rede, bei der man einschläft. Jeder weiß, wer ein geistloser Mensch ist. Das ist jemand, der das Denken den Pferden überlässt, der blind seinen Trieben und Instinkten folgt. Kurz: Mit geistlos bezeichnen wir alle Situationen, in denen es langweilig, mechanisch, kalt, starr und stur zugeht. Wo aber der Geist auftaucht, da wird’s lebendig, farbig, bunt, da horcht man auf und hört zu; da ist man gebannt und gespannt; da erkennt und erfährt man Neues. Wo Geist ist, da ist Leben!

Übertragen wir den gleichen Denkansatz auf unser Pfingstfest, so wird deutlich, warum das Kommen des Heiligen Geistes bitter notwendig war – und ist. Denn was wäre ohne den Heiligen Geist?:

Ohne den Heiligen Geist wäre der christliche Glaube nichts anderes als irgendeine religiöse Ideologie.

Ohne den Heiligen Geist wäre das Gebet nichts anderes als leere und seelenlose Wortemacherei.

Ohne den Heiligen Geist wäre die theologische Wissenschaft nichts anderes als ehrfurchtsloses Gerede.

Ohne den Heiligen Geist wäre die Kirche nichts anderes als eine verknöcherte Institution, ein religiöses Machtgebilde, dessen Funktion niemand mehr zu erkennen vermag.

Ohne den Heiligen Geist wären Papst, Bischöfe und Priester nichts anderes als routinierte religiöse Funktionäre, Manager in sonderbaren Gewändern.

Ohne den Heiligen Geist wäre aus dem gesamten Christentum buchstäblich „die Luft raus.“ „Geist und – Luft“ sind in der Bibel das gleiche Wort – und das will viel heißen!

Am Pfingsten ist der Heilige Geist auf die Apostel, auf die junge Kirche in Feuerzungen herabgekommen. Er hat die Kirche nie mehr verlassen, sondern wirkt bis auf den heutigen Tag sein Werk in ihr. Das kann man beweisen. Denn zweifellos gibt es in der Kirche Christen, die anstecken und begeistern. Zweifellos gibt es in der Kirche Gebete, die zünden und in Bewegung setzen. Zweifellos gibt es in der Kirche Theologen, die Altes überzeugend vermitteln und Neues erkennen. Zweifellos gibt es in der Kirche Geistliche, die etwas bewirken und bewegen.

Aber eben nicht überall. Wer wollte leugnen, dass es in der Kirche auch Geistlosigkeit gibt! Es gibt erstarrten Glauben, zum Gerede veräußerlichtes Gebet, verknöcherte Institutionen, ehrfurchtslose theologische Diskussion, geistlose Geistliche! Weil es das gibt, ist es durchaus notwendig, um das Kommen des Heiligen Geistes zu bitten, der in Kirche und Welt sein Werk wirkt auch im Schatten vom Corona. So lasst uns heute beten: „Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe. Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen und du wirst das Angesicht der Erde  und der Kirche erneuern.“