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Der „dreieine“ Gott

Der „dreieine“ Gott

Schon um das Jahr 56 grüßte der Apostel Paulus die Gemeinde in Korinth mit den Worten: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen“, was wir in jeder Messe auch heute hören. Schon um das Jahr 80 tauften die Christen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, wie wir im Evangelium gehört haben, was wir bis heute tun. Der Glaube an den dreifaltigen Gott gehört also zu dem Wesen des christlichen Glaubens seit ihrem Anfang. Jedes Handeln, jedes Gebet beginnen wir im Namen des dreifaltigen Gottes. Und wozu brauchen wir einen liturgischen Dreifaltigkeitssonntag? 1300 Jahre lang gab es ein solches Fest nicht. Ich verstehe dieses Fest als eine anbetende Zusammenfassung alles dessen, was wir von Weihnachten bis Pfingsten gefeiert haben: dass Gott nicht irgendein um sich selbst kreisendes, fremdes Wesen ist, sondern das Beispiel schlechthin von Selbsthingabe, Liebe und Aufopferung.

So hat sich der biblische Gott geoffenbart: Das Volk Israel ist einem Gott begegnet, der es aus Ägypten herausgerettet hat und der für immer sein Befreier und seine ganze Hoffnung geworden ist. Das gesamte Alte Testament erzählt davon, wie dieser Gott sich um sein Volk kümmert und wie das Volk ihn als einen helfenden und rettenden Gott erfahren hat.

Diese Offenbarung Gottes hat sich in Jesus Christus fortgesetzt. Wir sehen im Neuen Testament, wie die Jünger in Jesus, in seinen Worten, in seinen Haltungen und in seinen Taten Gott selbst erfahren haben. In diesem Jesus spricht Gott selbst. In diesem Jesus handelt Gott selbst. Er ist das endgültige Wort und die Gegenwart Gottes in der Welt.

Dann kommt die Erfahrung der Anhänger Jesu nach Ostern und in der Folgezeit, dass sie vom Geist Jesu immer wieder ergriffen werden. Sie konnten diese Geisteserfahrung nur so deuten, dass er der Geist Gottes ist, von dem die Propheten gesprochen haben, und den Jesus ihnen versprochen hat, und dass durch den Geist Jesus immer in ihrer Mitte gegenwärtig ist.

Das ist die Grundlange des christlichen Glaubens an den dreifaltigen Gott. Unser Gott ist ein Gott, der den Menschen gütig zugeneigt ist. Das zu glauben und glaubwürdig zu vermitteln, ist nicht einfach. So scheint die Dreifaltigkeit, wie es im Katechismus der katholischen Kirche steht, heute eine Welt fern vom menschlichen Leben zu sein. Längst finden viele Aussagen des christlichen Glaubens, darunter auch die kirchlichen Aussagen über den dreifaltigen Gott, bei vielen Christen, die in einer säkularen Welt in einem suchenden Glauben unterwegs sind, keine Aufnahme mehr. Vielfach werden menschliche Konstrukte aus der Tradition als göttliche Offenbarung propagiert. Das muss sich sicher ändern. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass der biblische Glaube selbst nutzlos geworden ist. Zunächst sagen wir, dass die Dreifaltigkeit kein zu lösendes Problem ist, sondern ein Geheimnis, das gelebt werden muss. Die Kirche war sehr bemüht, den Glauben an den dreieinigen Gott mit allen Kräften zu verteidigen, weil sie glaubte, dass er für unser Leben von großer Bedeutung ist. Durch diese Lehre wollte die Kirche den absoluten und unnahbaren Gott den Menschen näherbringen, um Gott „Emmanuel“, „Gott mit uns“ sein zu lassen. Warum? Damit wir diesen Gott näher kennen lernen und seine Güte erfahren. Nicht nur das: Damit wir uns bemühen, Gottes Eigenschaften für unser eigenes Leben nachzuahmen: Jesus sagte: Sei vollkommen wie Gott, sei barmherzig wie Gott, sei liebevoll wie Gott. Es macht also keinen Sinn, neue Argumente über Gott zu bringen, sondern über das Geheimnis Gottes zu meditieren, das die Kirche uns heute näher zu bringen versucht, und vor allem zu versuchen, in unserem Leben gottähnlich zu sein. Es ist eine große Herausforderung, aber wir können kleine Schritte machen. Dazu segne uns Gott heute.

Dr. Isaac Padinjarekuttu

Bild: Erzdiözese Wien