Monat: November 2020
Wach sein – wofür?

So im Jahreskreis 8. November 2020
Evangelium Mt 25,1-13
Im Jahr 1993 war ich für einen Monat im Rahmen meines Grundwehrdienstes zur Grenzsicherung an der burgenländischen Grenze. Ich war eingeteilt als Wachtposten bei der Unterkunft der eingesetzten Grenzsoldaten. Meine Aufgabe bestand darin, den Einlass zur Unterkunft nur berechtigten Personen zu gewähren und da bin ich viele Stunden Wache gestanden. Ich habe bei diesem Wachdienst viel gekämpft, aber nur in dem Sinne, dass ich gekämpft habe, dass mir nicht die Augen zufallen.
Als eine Schwester von mir zur Geburt eines Kindes in das Krankenhaus kam, da bin ich einige Stunden in der Nacht wachend vor dem Kreißsaal gesessen, wer in einer solchen Situation ist, weiß, dass man dabei eben nicht die verbrachten Stunden zählt, sondern hofft den Schrei des neugeboren Kindes zu hören, welcher dann auch in den frühen Morgenstunden gekommen ist.
Im Evangelium vom Sonntag geht es auch um das Wachen.
Jesus richtet ursprünglich sein Wort zu Zeitgenossen, die offensichtlich in der entscheidende Stunde nicht wachen, sondern schlafen. In seinem Auftreten bricht eine neue Zeit an, denn will Gott mit seinem Volk Hochzeit feiern. Doch der Ruf wird nicht gehört und wird verschlafen.
Die Texte sind bleibend auch Mahnung für unser Leben als Christinnen und Christen das Leben nicht zu verschlafen, sondern sich vorzubereiten und wach zu sein.
Wach sein – wofür?
Jesus Christus kommt: Im Monat November gedenken wir unserer Toten und auch die eigene Sterblichkeit kommt wohl mehr in den Blick als während des Jahres. Wach sein dafür, dass wir Ihm begegnen werden in der Stunde unseres Todes.
– Wenn Er ruft, werde ich bereit sein, wenn er zum himmlischen Hochzeitsmahl ruft?
Jesus Christus kommt: Ja, er kommt heute zu uns, in der Feier des Gottesdienstes, in den Feiern der Sakramente, immer wenn wir selbst betend in der Hl. Schrift lesen. Er kommt zu uns im persönlichen und gemeinsamen Gebet. Er kommt zu uns in den in den frohen und den herausfordernden Begegnungen und Ereignissen des Alltags. Er kommt mitunter leise und oft anders als wir Ihn erwarten.
Unsere Welt braucht heute mehr denn je Menschen, die Welt braucht Christinnen und Christen, die wach sind und sich wach halten, durch ein Leben aus dem Glauben.
Ein junger Zenmönch fragt seinen Meister: „Was kann ich tun um die Welt zu retten?“ Der Meister antwortet: „So viel, wie du dazu beitragen kannst, dass morgen die Sonne aufgeht.“ Darauf der Schüler enttäuscht: „Aber was nützen dann alle meine Guten Taten?“ Darauf der Meister: „Sie helfen dir Wach zu sein, wenn die Sonne aufgeht.“ (Anthony de Mello)
Für Kinder:
Wo Gott mir ganz nahe kommt, da ist es wie im Himmel. Aber bin ich dafür vorbereitet, dass Gott bei mir ankommen kann?
Jesus erzählt uns zu dieser Frage eine Geschichte:
„Alle freuen sich. Es soll Hochzeit sein. Aber der Bräutigam ist noch nicht da und es wird schon dunkel. Deshalb gehen ihm 10 junge Frauen entgegen. Jede nimmt eine brennende Öllampe mit. 5 der Frauen sind klug. Sie nehmen vorsichtshalber einen Krug Ersatzöl für ihre Lampen mit; denn vielleicht müssen sie ja lange warten. Die anderen 5 Frauen denken nicht daran. Dumm sind sie. Lange warten die Frauen, doch der Bräutigam kommt immer noch nicht. Müde setzen sie sich hin. Bald schläft eine nach der anderen ein. Mitten in der Nacht werden sie von lauten Rufen geweckt: „Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!“
Aber ihre Lampen sind fast leer gebrannt. Die fünf klugen Frauen sind dafür vorbereitet. Schnell füllen sie ihre Lampen mit dem Öl aus den Krügen. Sofort brennen sie wieder hell auf. Das wird für den Rückweg reichen. Die anderen fünf Frauen erschrecken. Jetzt erst erkennen sie, dass das Öl ihrer Lampen nicht ausreicht. Schnell laufen sie los, um neues Öl zu besorgen. Doch so kommen sie zu spät. Der Bräutigam ist längst da. Die klugen Frauen haben ihn abgeholt und gemeinsam feiern sie Hochzeit. Die 5 dummen Frauen bleiben enttäuscht draußen im Dunkeln.“
Als Jesus diese Geschichte erzählt hat, schaut er jeden seiner Freunde an und sagt: „Sei also wachsam, damit Du vorbereitet bist! Denn es gibt Momente in Deinem Leben, da kommt es ganz auf Dich an!“
Kennst Du solche Momente?
(Norbert Koch, GR)
Verlautbarungen ab 8.11.2020
Feiertagsgedanken von Diakon Manuel

Feiertagsgedanken zu ALLERSEELEN
Die Tage rund um Allerheiligen und Allerseelen, überhaupt die oft trüben Novembertage mit ihrem Nebel, ihrer Kälte und den immer kahler werdenden Bäumen und Sträuchern, geben uns die Möglichkeit unsere Trauer und unsere Traurigkeiten zu erleben, zu gestalten um sie nicht zu verdrängen! Denn: Was du verdrängst, dass holt dich oft schneller ein als zu denkst!
Trauer, liebe Schwestern und Brüder, ist vielfältig! Und jeder Mensch trauert anders und auf seine Weise! Wir erleben die Trauer in ganz besonderer Weise, wenn wir von einem lieben Menschen Abschied nehmen müssen. Und da ist es unterm Strich egal ob dieser Mensch plötzlich und unerwartet stirbt oder dem Tod eine längere, schwere Krankheit vorausgegangen ist.
Wir erleben dieses menschliche Gefühl aber auch vielfach in anderen Situationen und Umständen, wenn z.B. die Kinder das Elternhaus verlassen, weil sie sich etwas Eigenes schaffen oder zum Studium wegziehen, ja ihre eigenen oft nicht nachvollziehbaren Entscheidungen treffen und andere Wege gehen. Manche Pensionierung ist auch mit dem Gefühl der Trauer verbunden, weil die Arbeit sofern man sie gern gemacht hat, ein wichtiger Bestandteil des Lebens war. Alte Menschen, aber nicht nur Alte, sind oft traurig, weil sie spüren, dass ihre Kräfte, ihre Sinne und ihre Gesundheit nachlassen und man sich ständig von Etwas oder Jemanden verabschieden muss …
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Trauer ist die Schwester der Liebe! Dort wo geliebt wurde oder geliebt wird, dort wird getrauert! Und die Schwester der Liebe kommt hin und wieder bei uns zu Besuch, lassen wir sie eintreten, öffnen wir ihr die Tür, liebe Schwestern und Brüder, geben wir ihr Raum!
Die kleine Heilige Theresia von Lisieux, die nie Theologie studiert hat, trotzdem aber zur Kirchenlehrerin erhoben wurde und schon mit 24 Jahren an Tuberkulose sterben musste, sagte auf ihrem Sterbebett: „Nicht der Tod wird mich holen, sondern der gute Gott!“
Liebe Schwestern u. Brüder! Das ist unser christlicher Glaube. Das ist auch unsere große Hoffnung in den Zeiten der Trauer und inneren Traurigkeiten! Aus diesem Grund feiern wir Allerheiligen und feiern wir Allerseelen, weil unser Leben ein Ziel hat, das Ziel ist nicht der Tod, ist nicht das Grab, unser aller Ziel ist Gottes Liebe!
Ihr Diakon Manuel Sattelberger.

Ich weiß nicht, ob der Himmel niederkniet, wenn man zu schwach ist, um hinaufzukommen?“, schreibt die Kärntner Lyrikerin Christine Lavant in ihrem Gedicht „Die Bettlerschale“. Mit dem Fest Allerheiligen wenden wir uns dem zu, was vom Himmel kommend heilig ist. Es ist gleichsam das Begegnungsfest zwischen Himmel und Erde, in das wir Menschen hineingewoben sind. Einige von Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, haben in diesem vergangenen Jahr einen lieben Angehörigen, einen Freund, eine Freundin, eine/n Bekannte/n verloren. Vielleicht haben Sie auf Grund der derzeitigen Corona-Pandemie auch nicht die Möglichkeit gehabt, sich am Grab bei der Beerdigung zu verabschieden. Umso wichtiger ist es, besonders am Fest Allerheiligen all unsere Verstorbenen im Gebet hereinzunehmen und sie am Friedhof zu besuchen. Gerade im Angesicht des Todes eines geliebten Menschen fehlt uns die Kraft. Es ist, als ob auch wir die Lebenskraft und Lebensfreude ein Stück weit sterben lassen müssten. In diese Trauer hinein, die uns schwächt, die uns Angst macht, kommt Gott, kommt der Himmel uns entgegen.
Am Fest Allerheiligen erinnern wir uns an all jene Heiligen, die uns in das Leben bei Gott vorausgegangen sind. Ihnen dürfen wir – gemeinsam mit unseren lieben Verstorbenen – nahe sein. Es ist, als „ob der Himmel niederkniet“, das gemeinsame Fest der Heiligen und unserer lieben Verstorbenen. Umso verständlicher ist es, dass wir uns an den Tagen zuvor auf das Fest vorbereiten. Wir schmücken die Gräber und entzünden an den verschiedenen Grabstätten Kerzen. Gleichzeitig aber spüren wir, dass das irdische, materielle Denken alleine nicht genügt. Wir brauchen Rituale und vor allem den Segen, der uns die innere Ruhe und das Vertrauen schenkt, dass unser letzter Sinn und unser eigentliches Ziel der Himmel ist. Solange wir unterwegs sind, brauchen wir immer wieder Labe-Stellen für unsere Seele, die uns nähren und darauf besinnen, was im Leben wirklich wichtig ist.
Die Gräbersegnung ist ein Ritual, bei dem wir mit dem Heiligen, dem Himmel in Beziehung treten können. Es ist aber auch eine Möglichkeit, zu sehen, dass wir in unserer Trauer, in unserem Schmerz um den verstorbenen Angehörigen, nicht alleine sind. Wir, die Lebenden, erwarten den Himmel, der sich zeigt und uns im Gedenken an unsere Verstorbenen entgegenkommt. Gleichzeitig werden wir auch daran erinnert, dass unser irdisches Leben sich eines Tages in das Leben bei Gott Hineinverwandeln wird.
Ich verstehe schon, liebe Leserin, lieber Leser, dass Sie nach dem Friedhofsbesuch dann in Ihren Familien das Leben feiern wollen. Das heurige Allerheiligenfest könnte ein Anlass sein, einmal ganz anders das Leben zu feiern, mit einem Spaziergang danach und in der eigenen Familie. Fragen Sie Ihre Kinder, was das Heilige für sie bedeutet. Sie werden staunen. Sie können sich aber auch alleine damit beschäftigen, wo der Himmel in Ihrem Leben niedergekniet ist. Nehmen Sie die Möglichkeit wahr, dem Heiligen zu begegnen und nehmen Sie heuer einmal Abstand von den bisher üblichen Feiern im größeren Familienkreis, auch wenn es zum Brauchtum gehört.
Vielleicht möchte uns diese Zeit der äußeren Distanzierung, des Abstandhaltens im Blick auf Corona hinführen zu einer stillen und besinnlichen Beschäftigung mit dem Wesentlichen für unsere Seele. Teilen Sie dann Ihre Gedanken mit Freunden oder Bekannten, mit Familienmitgliedern am Telefon. Diese Erfahrung kann zu einem besonderen Festtag für Sie und Ihre Familien werden.
Das wünsche ich Ihnen von Herzen
Bischof Alois Schwarz