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OSTERSONNTAG 2020

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Die freudige Botschaft von heute lautet: „Jesus ist auferstanden, Jesus ist in unserer Mitte“ – sollten wir da nicht jubeln und singen vor lauter Freude? Müssten unsere Gesichter nicht strahlen und lachen? Doch sehen wir uns um: nicht viel von der Freude ist zu sehen! Ganz im Gegenteil: Angst, Ratlosigkeit, Unsicherheit, ungläubiges Staunen! Die Gründe für diese Furcht und Angst, Unsicherheit und Ratlosigkeit brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Die Grundordnung der Welt, wie wir sie kennen, ist ins Wanken geraten. Unsere Lebensweise ist gestört und kehrt vielleicht nicht mehr zurück. Viele haben wirklich Angst vor der Zukunft.

Auch damals: Die Frauen kommen zum Grab; sie sind voll Furcht und Angst. Sie sind auch traurig. Am Anfang ist es schwierig für sie, an die Auferstehung zu glauben. Aber dann sind sie voll Freude und eilen zu den Anderen, um über das große Ereignis zu berichten. Was hat die Frauen dazu gebracht zu glauben? Die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus selbst. Sie suchen ihn vergeblich im leeren Grab und sind traurig, weil sie ihn dort nicht finden. Die beiden Engel am Grab Jesu fragen die Frauen: „Warum sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ Es trifft auch uns das Wort der Engel. Wenn wir traurig sind über das, was verlorengegangen ist, wenn wir voll Furcht und Angst sind vor dem, was uns erwartet, dann ist es wie ein Herumtappen in einem leeren, dunklen Grab. Dann können wir keine Osterfreude haben. Freude kann nur Jesus schenken, der sagt: Fürchtet euch nicht.

Blicken wir einmal auf Maria von Magdala. Sie bleibt am Grab Jesu und weint. Das ist eine ganz normale menschliche Reaktion angesichts des Todes. Es war auch wichtig für sie, die Trauer auszudrücken. Das Weinen ist auch für uns wichtig, wenn wir dem auferstandenen Jesus heute begegnen wollen. Wir weinen über die Situation unserer Gesellschaft, über die Lage unserer Kirche und über unser eigenes Leben. Genau inmitten ihres Weinens hat Maria von Magdala Jesus erkannt. Das hat ihr Leben verwandelt. Der starke Glaube an Jesus hat ihr die Kraft gegeben, ihre Trauer zu durchleben, Jesus treu zu bleiben und dann voller Freude den auferstandenen Jesus zu verkünden. Die Kirche schenkt uns die fünfzig Tage der Osterzeit, um diesen Osterglauben wieder ganz bewusst in uns aufzunehmen. Nicht nur im wörtlichen Sinn, sondern auch vor den Gräbern unserer Enttäuschungen, unserer Zukunftsangst, unserer Hoffnungslosigkeiten in diesen Zeiten.

Wenn wir an die Kraft des auferstandenen Jesus glauben, werden wir die Krise der heutigen Zeit als ein Moment der Wahrheit annehmen. Sie wird uns in den nächsten Wochen vor Augen führen, was funktioniert und was nicht, und uns zwingen, eine Wahl zu treffen. Hoffentlich werden die Dinge für uns eine andere Bedeutung bekommen. Hoffentlich werden wir feststellen, dass wir auf vieles verzichten können. Hoffentlich werden wir anfangen, unser Leben neu zu bewerten, das heißt: den Dingen, die es verdienen, einen Wert zuzuschreiben und den anderen eben nicht. Mit anderen Worten, den wahren Wert der Dinge zu erkennen, Möglicherweise fördert die Krise manche Besinnung, um das eigene Leben zu überprüfen bei allem, was wir arbeiten, managen, konsumieren, oder auch einschränken. Vielleicht wächst aus Drangsal auch wieder Einsicht, ergibt sich die Chance für ein sinnvolleres Leben. Lasst uns glauben: Für Gott ist nichts unmöglich (Lukas 1:37).

Ich schließe meine Gedanken mit einem Gebet.

Guter Gott! Wir bitten dich um alles, was wir uns von Herzen wünschen: um Freude am Leben, an unserer Arbeit, vor allem aber um Gesundheit und einen sicheren Weg.

Wir erbitten von dir, was wir am meisten brauchen, um Mensch zu sein: die Zuneigung derer, mit denen wir leben, die Treue unserer Freunde, die Liebe derer, die wir lieben, und den Großmut aller, vor denen wir im Unrecht sind.

Wir bitten dich, guter Gott, um eine sichere Zukunft für die Kinder und um glückliche Tage für unsere älteren Mitmenschen, um Genesung für unsere Kranken.

Ich wünsche Ihnen, nicht einfach nur „Frohe Ostern!“ Das sagt man so schnell. Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie dem Lebendigen Gott begegnen, denn er ist immer in unserer Mitte. Möge er uns helfen zu erfahren: Jesus ist auferstanden, er ist mit uns, er lebt unter uns, er lebt durch uns und für uns. Amen.

Moderator Mag. Herbert Reisinger

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Verlautbarungen

Verlautbarungen ab 12.4.2020

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KARSAMSTAG 2020

Gedanken zum Karsamstag

Der Karsamstag hatte bisher schon einen ganz eigenen Charakter:

An diesem Tag finden letzte Ostervorbereitungen statt:

Der Chor und das Orchester probt in der Kirche für den Festgottesdienst, die Minis proben mit dem Pfarrer für die Osternacht, die Ratschenkinder sind unterwegs und werden als Dank für ihren Dienst mit vielen Süßigkeiten beschenkt.

In den Familien finden schon Vorbereitungen für Besuche statt,

die an den Ostertagen stattfinden, oder man hat überhaupt noch einen Kurzurlaub über Ostern geplant.

Es gab bis bisher viel Aktivität an einem Karsamtag.

Heuer sind auch diese gewohnten und vertrauten Abläufe anders.

Sehen Sie es als Gelegenheit wieder auf den ursprünglichen Sinn dieses Tages zu schauen:

In vielen Kirchen gibt es in dieser Zeit auch Darstellungen des Grabes Jesu. Damit haben wir schon einen wichtigen Hinweis auf den Inhalt dieses Tages:

Wir gedenken Todes Jesu und seiner Grablegung, wir können die Ereignisse betend nachwirken lassen, sein Sterben für uns.

Karsamstag ist noch nicht Osterstimmung.

Es ist vergleichbar mit der Leere, die uns erfüllt, wenn nach dem Tag eines Begräbnisses eines geliebten Menschen Ruhe eintritt,

wir vielleicht zum ersten Mal auch Zeit finden, dem nachzuspüren, was fehlt, wenn der geliebte Mensch nicht da ist.

So kann der Karsamstag auch ein Tag sein, an denen wir an alle unsere Toten denken, -sicher auch an die Toten weltweit der derzeitigen Pandemie.

Als Christ begehe ich den Karsamstag natürlich vom Osterfest her.

Das Grab Jesu, war eben nicht der Ort der „letzten Ruhe“ für ihn, wie man oft auf heutigen Todesanzeigen lesen kann.

Für ihn war das Grab ein Ort der Verwandlung in das Leben Gottes hinein.

Es liegt ein ernster Charakter über den Karsamstag und  auch schon die frohe Erwartung der Feier des  Osterfestes.

In dieser Spannung vollzieht sich dieser besondere Tag, -in dieser Spannung sind wir zur Zeit in der Hoffnung auf das Ende der Pandemie.

In dieser Spannung steht unser ganzes Christsein:

Vom Erlöst sein, und noch nicht vollendet. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen besinnlichen Karsamstag.

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KARFREITAG 2020

Karfreitag:  10. 04. 2020

Mit Stichtag 27. März sind in Italien mindestens 67 Priester der Corona-Epidemie zum Opfer gefallen.

Mit einer selbstlosen Tat hat ein italienischer Priester (Don Giuseppe Berardelli) inmitten der Corona-Krise für Schlagzeilen gesorgt. Laut Medienberichten rettete der 73 Jährige einem ebenfalls am Virus erkrankten Mitpatienten das Leben, indem er ihm das eigene Beatmungsgerät überließ. Der Geistliche starb wenig später an den Folgen der Krankheit.

Dabei hatte seine Kirchengemeinde nahe Bergamo das Gerät speziell für ihren infizierten Priester erworben, weil es in der Region an Beatmungsgeräten mangelt. Der Priester hatte jedoch darauf bestanden, den lebenswichtigen Apparat an einen jüngeren, ihm nicht bekannten Patienten weiterzugeben.

„Welch ein Mensch!“ So stehen wir staunend vor diesem selbstlosen Menschen.

Mir ist beim Lesen dieser Zeilen Jesus vor Pilatus eingefallen. Wie er Jesus mit einer Dornenkrone am Kopf, einem purpurroten Mantel umgehängt zu den Menschen hinausführt und sagt: „Seht, welch ein Mensch!“ Ich finde keine Schuld an ihm!

„Seht, welch ein Mensch!“

Man kann dieses Wort an diesem Karfreitag 2020, von Pilatus zu Christus gesprochen, zu vielen Menschen sagen: zu diesem italienischen Priester, zu den Menschen, die in diesen Tagen Unermessliches leisten, die nicht in erster Linie auf ihr eigenes Risiko, sondern auf die Menschen in Not schauen.

Seht, welche Menschen!

Er wird nicht mehr behandelt, weil er schon zu alt ist und daher für ihn kein Intensivbett mehr da ist, wie es schon in einigen Ländern passiert. 

Seht, welche Menschen! Es sind die Menschen, die im Kriegsgebiet leben, die auf der Flucht vor Verfolgung sind, Menschen, die gefoltert, gemartert, getötet, missbraucht werden. Seht, da sind Menschen. Sie schreien nach Hilfe, nach Erbarmen, nach jemandem, der Mitleid mit ihnen hat.

Coronakranke, unheilbar kranke Menschen, die sich jeden Tag quälen, können uns einfallen.

Da hat einer seine Arbeit verloren und hat das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören.

Seht, welch ein Mensch! Für jeden von uns kann dieser Mensch ein anderes Gesicht haben. Sie warten auf ein Zeichen des Mitleids von mir.

Karfreitag 2020!

Pilatus zeigte Jesus den Menschen von seinem Palast. „Seht, welch ein Mensch!“ Uns bringt das Fernsehen diese Menschen täglich ins Wohnzimmer! Die Leute vor Pilatus schrien: Kreuzige ihn! Und wie reagieren wir?

Seht, welch ein Mensch! Johannes stellt uns diesen Jesus in seiner Passion, die am Karfreitag gelesen wird, mit diesen Worten aus dem Mund des Pilatus vor Augen.

Jesus stellt sich am Karfreitag auf die Seite der Menschen. Auf die Seite derer, die in Not sind, verfolgt, krank oder auch auf die Seite derer, die für andere eintreten, unermessliches leisten.

Gott geht es um den Menschen, der leidet, der trauert und weint. Gott geht es um den, der nicht mehr weiter weiß. Gott geht es um dich – Gott geht es um mich.

Für mich ist dies Trost und Auftrag zugleich: Gott steht auf der Seite der Menschen. Ich vertraue darauf, dass Gott auch an meiner Seite steht. Ich vertraue darauf, dass er mir jemanden an die Seite stellt, der mit mir Angst und Zweifel, Wut und Sprachlosigkeit aushält, der mir vielleicht sogar neuen Mut schenken kann, der mich wieder hoffen läßt, der mir hilft, den nächsten Schritt zu wagen.

Und ich wünsche uns, dass wir nie gleichgültig werden, wenn es jemandem schlecht geht. Ich erwarte, dass Christen im Angesicht von Gewalt und Unrecht den Mund aufmachen und diese Welt verändern helfen.

Pfarrer i.R. Johann Zarl

Ich wünsche uns allen diese österliche Erfahrung, dass einer mit uns geht durch alle Höhen und Tiefen des Mensch-Seins.Seht, welch ein Mensch!“ Er steht auf meiner Seite. Er lässt auch mich nicht fallen! Auferstehung, Ostern ist nahe!

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GRÜNDONNERSTAG 2020

Liebe Mitglaubende, Mithoffende und Mitvertrauende!

Gründonnerstag 2020

Woran denken Sie, wenn Sie Gründonnerstag hören?

Fußwaschung, Einsetzung der Eucharistie, Ölberg oder ein Erlebnis, das Ihnen von diesem Tag in Erinnerung ist?

Darf ich Sie einladen mit mir jetzt hinzuschauen auf die Szene im Abendmahlsaal:

der Evangelist Johannes berichtet uns: Jesus, der Herr und Meister, wäscht seinen Jüngern die Füße. Zu Jesu Zeiten war das ein Sklavendienst. Ich kann die Entrüstung von Petrus gut verstehen: „DU! Mein Meister! Du willst mir, Petrus, die Füße waschen? Unmöglich!“ Und Jesus macht ihn aufmerksam: „Wenn du mit mir in Gemeinschaft bleiben möchtest, dann lass das an dir geschehen!“ Wie wird es Petrus gegangen sein?

Was könnte uns/mir Jesus heute damit ganz konkret sagen? Möchte Jesus, dass ich meine Autorität aufgebe und „Sklavendienste“ mache, mich ausnützen lasse von anderen, mich total verausgabe. Mutter Theresa hat am Anfang ihrer Tätigkeit bei den Armen gemeint, sie müsse hungern und genau so arm leben wie die Ärmsten. Da sagte ihr eines Tages eine Ärztin: „Wollen sie den Menschen helfen oder mit ihnen sterben?“

Darf ich meine Autorität als Oberin, Vater, Mutter, Lehrerin, Pfarrer …. aufgeben? Eine sehr heikle Sache, oft eine Gratwanderung: Was muss ICH verantworten? Welche Verantwortung darf ich abgeben? Wo darf ich Mitverantwortung einfordern? Wo gilt es, zu ermutigen, Verantwortung auf sich zu nehmen?

Jesus bleibt der Meister auch nach der Fußwaschung. Wenn ich mit ihm in Gemeinschaft bleiben möchte, muss ich lernen, aus seiner Grundhaltung heraus zu leben. Was ist diese Grundhaltung Jesu? Das erste: wir sind alle Brüder und Schwestern. Das bedeutet Achtung, Respekt, Wertschätzung vor jedem! Das bedeutet bereit sein zum Dienst am anderen, bereit sein, ihm so zu begegnen, dass es ihm guttut. Das  ist nicht leicht Vorort – in meiner Gemeinschaft, wo ich jetzt bin, immer aus dieser Haltung heraus zu leben oder an dem Arbeitsplatz, an dem ich stehe. Immer wieder erfahre ich, das überschreitet meine Grenzen.

Jesus wusste das. Markus, Matthäus und Lukas berichten uns davon, dass er an diesem Abend als Zeichen seiner bleibenden Gegenwart auch die Eucharistie  einsetzt.

Jesus spürt und kennt unsere Grenzen. Er weiß, wir brauchen IHN, wir brauchen seine Gegenwart, seine Liebe. „Bleibt in meiner Liebe!“ ist seine Empfehlung! Und er schenkt uns dazu dieses besonderes Zeichen – die Eucharistie und verspricht uns: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm“

Gründonnerstag 2020

Kommunionempfang ist in der Coronakrise für die meisten von uns nicht möglich. Wir können zwar im Radio, Fernsehen…. mitfeiern oder in der Familie selber eine Feier machen, aber wir können an keiner Eucharistiefeier in der Kirche teilnehmen. Das ist schmerzlich!

Auf das letzte Abendmahl folgt der Gang auf den Ölberg

Jesus spürt seinen nahen Tod! Er hat Angst! Er muss ringen, dass ihm die Blutstropfen aus allen Poren kommen… und er ringt sich durch zum „JA VATER! Dein Wille geschehe!“

Auch wir tun uns schwer, die jetzige Situation mit der Corona-Virus-Krise zu verstehen, wie überhaupt so Vieles, was Gott zulässt in unserem Leben, auf dieser Erde —-

Vielleicht kann uns der Blick  auf Jesus am Ölberg ein wenig helfen. Er sehnt sich nach menschlicher Nähe. Seine Bitte: „Bleibet hier und wachet mit mir!“

Auch uns gilt diese  Einladung! Suchen wir einen Ort der Stille, wo wir bei ihm, er bei uns ankommen kann.

Legen wir unsere Angst in seine Angst, unseren zaghaften Versuch Ja zu sagen zu dem, was wir nicht verstehen, was uns schmerzt, wovor uns graut —-

Vielleicht ist es uns geschenkt, seine aufrichtende und stärkende Nähe zu erahnen.

Im Gebet mit Ihnen verbunden

Sr. Rosa Wieser

Marienschwester, Klein Erla

Anmerkung:

Die ersten drei Bilder sind von Sieger Köder

Das letzte Bild ist von: Bild Gertrud Deppe (https://www.google.com/search?q=bild+gertrud+deppe&tbm=isch&ved=2ahUKEwj4t7bV9MfoAhUfwQIHHWoCBmkQ2-cCegQIABAA&oq=bild+gertrud&gs_lcp=CgNpbWcQARgAMgQIIxAnOgIIADoGCAAQCBAeUMKrAliXwQJgjs4CaAFwAHgAgAGgAYgB-gaSAQMwLjiYAQCgAQGqAQtnd3Mtd2l6LWltZw&sclient=img&ei=s-SEXriSBZ-Ci-gP6oSYyAY&bih=873&biw=1284&client=firefox-b-d#imgrc=Uu6uXV1zMn2SvM&imgdii=VsCCkuFaheCx6M)

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PRIESTERSEIN – KIRCHESEIN in der Post-Corona Welt

Priestersein – Kirchesein in der Post-Corona Welt

Dr. Isaac Padinjarekuttu

Ich befinde mich in der dritten Woche der durch Coronapandemie erzwungenen Isolation von allen öffentlichen Aktivitäten, einschließlich meiner priesterlichen Tätigkeiten. Es gibt Fragen, die ich mir über mein Leben als Priester und die Rolle der Kirche inmitten dieser weltweiten Krise stelle. Es gibt Fragen, die Menschen über die Kirche und ihre Relevanz in diesen Zeiten und nach dieser Krise stellen. Die Kirchen sind für alle Gottesdienste geschlossen und die Priester sind offenbar fassungslos. Priester, denen bei einem Gottesdienst immer viele Menschen zur Verfügung standen, sind gezwungen, die Messe still und alleine zu feiern, wenn sie sich dazu entschließen sollten. Der hektische Aktivismus fehlt in ihrem Leben und es gibt Zeit, sich zu setzen und zu beten, was oft vernachlässigt wurde. Für viele Menschen ist es eine Zeit, zu den Erinnerungen an den früheren Glauben zurückzukehren, den sie einst gelernt und gelebt hatten, aber dann einfach aufgegeben haben, weil er nicht cool war. Einige Leute fragen: Wo ist die Kirche in dieser Krise? Sie meinen, die Bischöfe haben die Befreiung von der Sonntagspflicht gewährt und sind nur noch selten wahrnehmbar, was nicht die ganze Wahrheit ist. Einigen Kritikern der Kirche zufolge ist die Kirche mit ihren massiven Strukturen gescheitert, hat sich zurückgezogen und ist irrelevant geworden. Was bewegt wird, wird von Politikern und anderen Organisationen getan.

Lassen Sie mich zunächst eine einfache Antwort auf diesen Vorwurf geben, dass sich die Kirche zurückgezogen hat. Es ist weit von der Wahrheit entfernt. Allein die katholische Kirche liefert 26% der Gesundheitsversorgung in der Welt. Fügen Sie hinzu, was die anderen christlichen Kirchen tun. Alle diese Krankenhäuser und anderen Einrichtungen sind weltweit in vollem Einsatz und retten Leben. Eine große Anzahl von Menschen, die in diesen Einrichtungen arbeiten, sind Christen oder solche, die von den christlichen Kirchen mit dem Auftrag, Leben zu retten, ausgebildet wurden. Das sakramentale, rituelle Leben der Kirche ist nur ein Teil ihres öffentlichen Lebens. Es gibt andere Dinge, die die Kirche tut, und in einem gesundheitlichen Notfall ist sie mit ihrer vollen Aufmerksamkeit und ihren Ressourcen da.

Kommen wir nun zu den anderen Fragen, die viele Menschen haben über die Auswirkungen der Coronapandemie auf Kirche und Gesellschaft auf lange Sicht. Wir kommen zum Ende einer außergewöhnlichen Fastenzeit. Im liturgischen Kalender ist die Fastenzeit eine Zeit für viele besondere persönliche und gemeinschaftliche Frömmigkeitspraktiken, die in der Kirche eine lange Tradition haben. Aber dieses Jahr hat uns die Coronapandemie eine neue Erfahrung geschenkt. Vielleicht gab es in der Geschichte der Kirche nie eine solche Situation, in der die Sonntagsgottesdienste sogar in Vatikan allgemein abgesagt wurden. Natürlich werden Fragen gestellt. Für den Gläubigen sind sie schwer zu beantworten, besonders wenn sie von Kritikern der Kirche gestellt werden. Ist es nicht ein Mangel an Glauben? Sind Online-Messen wirklich gültig? Wenn wir auf diese Weise uralte Praktiken der Kirche ändern können, können wir dann nicht jede Praxis in der Kirche nach Belieben ändern? Werden die Menschen nach der Krise zu der Kirche zurückkehren? Wird die Kirche langsam entbehrlich werden?

In diesen und ähnlichen Fragen sind mehrere Probleme verborgen. Beginnen wir mit der Frage, ob die vorübergehende Änderung der Sonntagspflicht zu einer Schwächung des Glaubens selbst führen wird und ob die Kirche langsam zu einer bloßen gemeinnützigen Einrichtung wird. Die Kirche hat wegen der Verbreitung des Coronavirus eine Ausnahme gewährt, den Sonntagsgottesdient online oder im Fernsehen mitzufeiern. Die Bischöfe haben die Macht dazu und sie haben es getan, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Einige Leute lehnen es jedoch ab und sagen, dass dies die Bedeutung der Eucharistie in der Kirche herabgesetzt hat. Die Feinde der Kirche sagen, dass es die Hilflosigkeit der Kirche zeigt. Einige Christen möchten hilfreiche Antworten.

Was ist der christliche Glaube? Es ist die Annahme von Jesus Christus, der das Geschenk Gottes an die Menschheit ist, in das eigene Leben. Christen glauben, dass Jesus überall präsent ist, besonders in den Armen und Kranken, Bedürftigen und Ausgegrenzten. Jesus ist auch in dem eucharistischen Brot und Wein präsent. Eine Teilnahme an der Eucharistie im wahrsten Sinn in diesen Zeiten kann man besser durch den Dienst an den Mitmenschen leisten, als an einem Gottesdienst teilzunehmen. Die Eucharistie wird immer noch auf der ganzen Welt in vielen Riten und Sprachen gefeiert. Die Messe wurde nie gestoppt. Die gesunden Priester feiern immer noch jeden Tag die Messe, leider nicht alle. Man kann immer an diesen Messen geistlich teilnehmen. Obwohl in unseren Gemeinden die öffentlichen Messen für eine Weile aufgehört haben, hat die Messe nicht aufgehört. Der Glaube des Volkes ist nicht zusammengebrochen. Es gibt einige vorübergehende Einschränkungen, und das auch aufgrund eines sozialen Notfalls. Soziale Distanzierung hat es immer gegeben, wenn wir Fälle von ansteckenden Krankheiten hatten. Der jetzige Fall ist natürlich etwas Gefährlicheres, und deshalb haben die Verantwortlichen entsprechend reagiert.

Eine weitere Beschwerde ist, dass die Kirche online gegangen ist. Das haben in diesen Tagen auch viele Zeitungen getan. Vielleicht haben sie in Zukunft keine gedruckte Ausgabe mehr. Wird die Kirche auch auf eine Online-Kirche beschränkt sein? Die Kirche wird die Medien nutzen, die die Welt benutzt, und das Internet ist eines davon. Wenn das der Kirche dient, können wir es nutzen. Der heilige Paulus benutzte zu seiner Zeit das Medium des Briefschreibens, um mit seinen Mitchristen zu kommunizieren. Wenn er jetzt leben würde, würde er definitiv die modernen Medien nutzen. Wenn also die Kirche die Menschen auffordert, zu Hause online an der Liturgie teilzunehmen, ist daran nichts auszusetzen, da dies auf eine bestimmte Situation zurückzuführen ist. Die Kirche kann alle Methoden für ihre Seelsorge anwenden.

Einige bezweifeln, dass Online-Messen echte Messen sind. Wenn ja, warum sollte man auch nach der Cornonakrise nicht so weiter machen? Das könnte viele Probleme lösen, zum Beispiel, das Problem des Priestermangels. Es macht einen Unterschied, ob man physisch in einer Kirche an einer Messe teilnimmt, oder ob man auf einem Bildschirm einen Priester eine Messe feiern sieht. Es sind zwei Realitäten. Obwohl viele mit der Feier der Messe auf dem Bildschirm perfekt verbunden sind, ist sie nicht vollständig, weil es keinen Empfang der Kommunion gibt. Aber wir können sagen, dass die Messe auch dann unvollständig ist, wenn eine Person zwar physisch, aber nicht mit ihrem ganzen Wesen, in einer Kirche anwesend ist. Der einzige Unterschied besteht darin, dass bei der Online-Teilnahme die Unvollständigkeit unvermeidbar ist. Aber hier sprechen wir in einer sehr menschlichen Sprache. Was die Disposition eines Menschen vor Gott ist, kann nach unseren äußeren Maßstäben nicht beurteilt, erraten oder gemessen werden. Denken Sie an das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16). Der Herr gab den letzten Arbeitern so viel wie den ersten. Der Herr ist großzügig. Der Herr kann beschließen, sowohl denen, die an einer Online-Messe teilnehmen, als auch denen, die in einer Kirche anwesend sind, die gleiche Gnade zu erweisen. Es macht keinen Sinn, sich zu beschweren. Sie müssen sich also keine Sorgen machen, dass die Messe, an der wir online teilnehmen, unvollständig ist.

Es ist sinnlos zu spekulieren, ob diejenigen, die es jetzt gewohnt sind, online an der Messe teilzunehmen, wieder in die Kirche kommen werden. Das Maß der Qualität unseres Glaubens ist die Tiefe unserer Beziehung zu Christus. Die Qualität dieser Beziehung wird entscheiden, ob man sich um den Tisch des Herrn versammelt, wenn die Umstände es erlauben. Wenn also echte Liebe im Herzen für Christus ist, werden die Menschen zur Eucharistie kommen und den Leib und das Blut Christi empfangen. Für diejenigen, die keine Liebe zu Christus haben, sind die Rituale sowieso bloße Rituale. Wir werden sie nicht überzeugen oder lehren können. Wenn jemand aufgrund von Krankheit oder anderen unvermeidlichen Gründen daran gehindert wird, an der Beerdigung eines geliebten Menschen teilzunehmen, wird diese Person vielleicht ein Live-Streaming des Ereignisses sehen. Niemand beschwert sich darüber. Aber wenn jemand gesund und fähig ist, wird er nicht sagen, wenn sein Vater oder seine Mutter stirbt, dass er lieber das Requiem und Begräbnis auf dem Computerbildschirm verfolgen wird. Es besteht also kein Grund zu befürchten, dass das künftige Leben in der Gemeinde durch Videokonferenzen oder über Computer und Internet erfolgen wird. Diejenigen, denen die Schönheit der Messe etwas bedeutet, werden in die Kirche kommen.

Vielleicht sollten wir uns mit ein paar anderen Fragen beschäftigen, nämlich, was bedeutet diese Krankheit überhaupt? Krankheit hat manchmal eine große Erziehungskraft. Woran wir nicht denken, wenn wir gesund und erfolgreich sind, daran denken wir, wenn wir krank und bettlägerig sind, wenn wir beschränkt sind, wenn wir kontrolliert werden, wenn wir daran gehindert werden, das zu tun, was wir normalerweise tun. Die Bibel spricht von Menschen, die mit Krankheit bestraft wurden, und auch in der Geschichte der Kirche gab es Heilige, die durch Krankheit zur Heiligkeit gelangten. Das Coronavirus erweist sich als ein gewaltiger Lehrmeister, und seine Lehren gelten für alle, die Mächtigsten und die am wenigsten Mächtigen, die Reichsten und die Ärmsten. Was sind diese Lektionen?

(1) Erstens lehrt es uns über Leben und Tod. Die Menschen sind sich bewusst geworden, dass der Tod in der Nähe ist. Der Tod bewegt sich heutzutage in vertrauten Kreisen. Dieser Gedanke wird uns helfen, ein heiliges und bedeutungsvolles Leben zu führen. Es gibt eine Kultur um uns herum, die den Tod völlig negativ sieht. Wir vertreiben den Gedanken an den Tod, sobald er auftaucht. Das ist aber keine gute Option. Es kann ein sehr positiver Gedanke sein, dass ich sterblich bin und dass der Tod sehr unerwartet kommen kann. Es hilft uns zu erkennen, was uns lieb und was unwichtig ist. Es hilft uns, Prioritäten im Leben zu setzen. Dann verschwinden unnötige Attraktionen aus dem Leben. Unnötige Aktivität und Stress werden ebenfalls verschwinden.

(2) Zweitens lehrt es, dass Einfachheit möglich ist. Normalerweise reduzieren Menschen während der Krankheit ihr Gewicht. Übergewicht ist ungesund. Dies ist heutzutage manchen Menschen passiert und sie erkennen, dass sie mit wenigem auskommen können. Auch die Kirche hat gelernt, ohne die vielen Programme zu leben, die vielleicht unnötig waren. Wie der heilige Paulus sagte: Alles ist erlaubt – aber nicht alles nützt (1 Kor 10, 23). Es ist also gut zu fragen, ob alles, was wir bisher taten, nützlich war, um die Kirche aufzubauen und das geistliche Leben der Menschen zu fördern. Die Kirche hat eine schwerwiegende Entscheidung getroffen ohne großen Aufwand, Geld und Zeit. Alles geschah in einfachen Schritten. Manchmal verbrauchen wir die Lebenszeit vieler Menschen dafür über Kleinigkeiten zu entscheiden. Das Argument, dass alles, was wir taten, nötig und unbedingt gut war, sollte hinterfragt werden. Einfachheit ist nicht nur ein Thema für Predigten, und nach der Messe zu vergessen. Sie ist ein Wert und überall, im religiösen und im gesellschaftlichen Leben, möglich und wünschenswert.

(3) Ein weiterer Punkt wäre, über Gesundheit nachzudenken. Das Gesundheitswesen ist eine milliardenschwere Industrie. Wenn wir der Gesundheit Bedeutung beimessen, und nicht den Medikamenten, werden die Prioritäten anders sein. Zunächst werden wir die Gesundheitsversorgung für alle Menschen erschwinglich machen, indem wir die notwendige Basisinfrastruktur dafür bereitstellen. Man wundert sich, warum selbst sehr wohlhabende Nationen Schwierigkeiten haben, Menschen auf Abruf einfache Gesichtsmasken zu liefern. Wichtig ist, der Gesundheit Vorrang einzuräumen und nicht dem Verkauf von Medikamenten. Alternative-Medizin ist praktisch aufgegeben oder verspottet, was ich nicht gut finde. Die Kirche, die eine wichtige Rolle in der globalen Gesundheitsversorgung spielt, muss der wirklichen Pflege der Menschen Vorrang einräumen. Gesundheit ist letztendlich ein spirituelles Thema. Nur in einem gesunden Körper wird ein gesunder und spiritueller Geist leben. Es muss eine umweltfreundliche und sozial ausgewogene Gesundheitsversorgung entwickelt werden. Wir leben in einer Welt, in der unheilbare Krankheiten zunehmen, und es ist wichtig, sich um die Menschen zu kümmern, die darunter leiden. Noch wichtiger ist es jedoch, den Menschen zu helfen, ohne Krankheiten zu leben oder sie zu verhindern. Das sollte eine Mission der Kirche sein.

(4) Hoffentlich haben heutzutage alle die Bedeutung der Familie kennengelernt. Die Menschen waren gezwungen, lange Zeit in den vier Wänden der Familie zu bleiben. Niemand konnte eine solche Konformität herbeiführen, aber ein einfaches Virus hat es geschafft. Ein unglückliches Nebenprodukt davon war die Nachricht, dass Scheidungsfälle weltweit zugenommen haben. In vielen Familien ist Frieden nur möglich, wenn sie so wenig Zeit wie möglich zusammen verbringen. Die Kirche lehrt jedoch, dass die Familie die Basis der Kirche und der Gesellschaft ist. Leider sind das, was die Kirche predigt, und die Realität, zwei verschiedene Dinge. Es wird daher notwendig sein, ein neues Seelsorgemodell für die Familie zu entwickeln: Vorbereitung auf die Ehe, Feierlichkeiten in der Familie und vor allem die Begegnung mit den tatsächlichen Problemen der Familie sollten Vorrang haben. Hauskirche ist ein Wort, das heute häufig gehört wird. Dies muss auch nach der Überwindung des Virus so bleiben. Die moderne Kirche sollte wieder mit der Familie beginnen, genauso wie die frühe Kirche, in der die Familie tatsächlich die Kirche war, natürlich, damals die Großfamilie – inklusive Sklaven, Angestellte usw.

(5) Schließlich sollten die Armen nicht vergessen werden. Diese Krise wird entweder eine Welt hinterlassen, in der noch mehr Ungleichheit herrscht als zuvor, oder eine Welt, die die leidende Menschheit als Teil ihrer selbst sieht und mit ihr teilt und eine neue Menschheit schafft. Die Kirche muss hier Initiative ergreifen. Die Armen sind nicht nur diejenigen, die um Geld betteln. Ihre Zahl ist jetzt geringer. Aber es gibt so viele Arme in einer Gemeinde, die den meisten Menschen unbekannt sind. Das Entwicklungsmodell, dem die Kirche folgt, ähnelt oft dem kapitalistischen Modell, bei dem der Profit an oberster Stelle steht, und daher erweisen sich sogar die karitativen Aktivitäten der Kirche als gegen die Armen gerichtet. Zentralisierte Aktivitäten sind nicht gefragt, sondern nachbarschaftliche Betreuung. Jede Familie sollte an die nebenan denken, wie es während der Sperrung der Fall war, als sich die Leute gegenseitig enorm halfen.

Wie die Coronapandemie die Kirche verändern wird, kann derzeit nicht vollständig visualisiert werden. Zumindest kann man Visionen haben. Unnötige Feiern, Luxus, Verschwendung, unnötige Rituale, Ansammlung großer Menschenmengen, all dies wird hoffentlich kritisch überprüft oder sogar verschwinden, und es wird versucht, eine Gemeinschaft engagierter Christen, Einzelpersonen und Gruppen zu schaffen, die vom Evangelium berührt sind. Diejenigen, die nur das gemeinsame Gebet und das gesprochene Gebet betonten, werden lernen, still und mit dem Herzen zu beten. Versammlungen in der Kirche werden hoffentlich zu Versammlungen von Menschen, die die Kraft Christi erfahren haben. Wie der Hausherr, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt (Mt 13, 52), wird die Kirche ihre neuen Ideen hervorholen und anwenden. Die Kirche ist eine pilgernde Gemeinschaft. Sie ist nicht perfekt. Sie muss lernen und vorwärts gehen. Die gegenwärtige Krise ist ein Moment der Bekehrung zu tieferen Wahrheiten. Was Jesus im Johannesevangelium gesagt hat, wird hoffentlich wahr werden: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit: denn so will der Vater angebetet werden.  Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten (Joh 4, 23-24). Das Christentum war in den ersten dreihundert Jahren ein einzigartiger Glaube und eine einzigartige Spiritualität, aber dann kam die große konstantinische  Wende und eine massive externe und interne Institutionalisierung, bei der diese Worte Jesu keine Rolle mehr spielten. Der Traditionalismus („toter Glaube der Lebenden“) tarnte sich als Tradition („lebendiger Glaube der Toten“). Jesu Weg erleichtert die Last, die die Menschen tragen (Mt 11, 28-30). Die Kirche muss genau das tun. Wenn die Kirchen wieder geöffnet werden, kehren wir zur Einfachheit der Botschaft des Evangeliums, die während dieser Krise uns aufgezeigt wurde. Es ist eine Chance für alle. Ich glaube nicht, dass die Kirche oder der christliche Glaube irreparablen Schaden erlitten haben. Ich hoffe, dass der Glaube gestärkt wird. Diejenigen, die die Kirche verschwinden sehen wollten und das goldene Zeitalter der Vernunft ohne Religion versprachen, haben auch einen plötzlichen Rückzug eingeschlagen. Wagen wir einen Neuanfang. Mit Gott ist alles möglich, weil für Gott nichts unmöglich ist (Lk 1, 37).

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GOTT UND CORONA

Dr. Isaac Padinjarekuttu

Zwei Fragen, die sich selbst die religiösesten Menschen heutzutage stellen sind: Warum passiert das? Wo ist Gott in all dem? Dies sind im Wesentlichen die gleichen Fragen, die Menschen stellen, wenn ein Hurrikan Hunderte von Menschenleben auslöscht oder wenn ein Erdbeben ganze Städte in wenigen Sekunden platt macht und Tausende von Menschen tötet oder ein einzelnes Kind an Krebs stirbt. Es wird das „Problem des Leidens“, „das Geheimnis des Bösen“ oder die „Theodizee“ genannt, und es ist eine Frage, mit der sich Heilige und Theologen seit Jahrtausenden auseinandergesetzt haben, aber ohne eine befriedigende Antwort. Die Frage des „natürlichen“ Leidens (an Krankheiten oder Naturkatastrophen) unterscheidet sich von der des „moralischen Übels“ (bei dem das Leiden aus den Handlungen des Einzelnen oder Gruppen resultiert – denken Sie an Hitler und Stalin). Abgesehen von theologischen Unterscheidungen beschäftigt die Frage jetzt Millionen von Gläubigen, die täglich konfrontiert sind mit der stetig steigenden Zahl der Todesopfer des Coronavirus, mit Geschichten von Ärzten, die gezwungen sind, auszuwählen zwischen Patienten, die eine Lebenschance haben, und solchen, bei denen das nicht mehr der Fall ist, und mit Fotos von Sargreihen. Warum?

Im Laufe der Jahrhunderte wurden viele Antworten über natürliches Leiden angeboten, die alle auf irgendeine Weise mangelhaft waren. Am häufigsten hört man, dass Leiden ein Test, eine Prüfung ist. Das Leiden prüft unseren Glauben und stärkt ihn: „Nehmt es voll Freude auf euch, meine Brüder und Schwestern, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet! Ihr wisst dass die Prüfung eures Glaubens Geduld bewirkt“, heißt es im Jakobusbrief im Neuen Testament. Eine solche Erklärung kann in kleinen Prüfungen hilfreich sein, aber sie scheitert an den schmerzhaftesten menschlichen Erfahrungen. Sendet Gott Krebs, um ein kleines Kind zu „testen“? Die Eltern des Kindes lernen vielleicht etwas über Ausdauer oder Glauben, aber dieser Ansatz kann Gott zu einem bösen Monster machen.

So auch das Argument, dass Leiden eine Bestrafung für Sünden ist, ein immer noch verbreiteter Ansatz unter einigen Gläubigen (die normalerweise sagen, dass Gott Menschen oder Gruppen bestraft, die sie selbst missbilligen). Aber Jesus selbst lehnt diesen Ansatz ab, wenn er einem blinden Mann begegnet, wie im Johannesevangelium erzählt wird. Die Jünger fragen: „Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern, sodass er blind geboren wurde?“ „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbart werden“, antwortet Jesus. Dies ist Jesu endgültige Ablehnung des Bildes eines monströsen Gottes. Im Lukasevangelium sagt Jesus über die Menschen, die beim Einsturz des Turms am Schiloach erschlagen wurden: „Meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten als alle anderen Einwohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch.“

Am Ende lautet die ehrlichste und genauester Antwort auf die Frage, warum das Covid-19-Virus Tausende von Menschen tötet, warum Infektionskrankheiten die Menschheit verwüsten und warum es überhaupt Leiden gibt: Wir wissen es nicht. Man könnte auch vorschlagen, dass Viren Teil der natürlichen Welt sind und in irgendeiner Weise zum Leben beitragen, aber dieser Ansatz scheitert bitter, wenn man mit jemandem spricht, der einen Freund oder einen geliebten Menschen verloren hat. Eine wichtige Frage für den Gläubigen in Zeiten des Leidens lautet: Kannst du an einen Gott glauben, den du nicht verstehst? Aber wie Augustinus sagte: Wenn du es verstehst, ist es nicht Gott.

Aber wenn das Geheimnis des Leidens nicht zu beantworten ist, wohin kann der Gläubige in Zeiten wie diesen gehen? Für die Christen und vielleicht sogar für andere ist die Antwort: Jesus. Christen glauben, dass Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Dennoch übersehen wir manchmal den zweiten Teil. Jesus von Nazareth wurde in eine Welt der Krankheit hineingeboren, viel schlimmer als unsere heutige Welt. Exegeten, die sich mit dem historischen Hintergrund Jesu beschäftigt haben, sagen uns, dass in den Zeiten Jesu ein Fall von Grippe, Erkältung oder Zahnabszess definitiv töten konnte.

Darüber hinaus suchte Jesus in seinem öffentlichen Dienst ständig diejenigen auf, die krank waren. Die meisten seiner Wunder waren Heilungen von Krankheiten und Behinderungen: Hauterkrankungen (unter der Überschrift „Lepra“), Epilepsie, der „Blutfluss“ einer Frau, eine verdorrte Hand, „Wassersucht“, Blindheit, Taubheit, Lähmung usw. In diesen beängstigenden Zeiten können Christen Trost finden, wenn sie wissen, dass sie, wenn sie zu Jesus beten, zu jemandem beten, der sie nicht nur versteht, weil er göttlich ist und alle Dinge weiß, sondern weil er menschlich ist und alle Dinge erlebte.

Auch diejenigen, die keine Christen sind, können ihn als Vorbild für die Pflege der Kranken sehen. Es ist unnötig zu erwähnen, dass bei der Pflege von Personen mit Coronavirus die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden sollten, um die Infektion nicht weiterzugeben. Aber für Jesus war der Kranke oder Sterbende nicht der „Andere“, nicht einer, der beschuldigt werden sollte, sondern unser Bruder und unsere Schwester. Als Jesus Menschen in Not sah, sagen uns die Evangelien, hatte er Mitleid mit ihnen. Er ist ein Vorbild dafür, wie wir uns in dieser Krise kümmern sollen: von Herzen, mit Mitleid. Das betrifft nicht nur die erkrankten Menschen, sondern alle, die in vielfältiger Weise darunter leiden. Vielleicht sagt Jesus uns: „Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?“ (Adaptiert von James Martin SJ, „Where is God in a Pandemic“: NYT, 22.03.2020)

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