Mani's Blog

Wir brauchen wieder ein „praktisches Christentum“!

Jesus erklärt, wie die Menschen
die Gesetze mit dem Herzen
verstehen sollen.
Einmal sagte Jesus zu seinen Freunden:

Es gibt ein Gesetz-Buch.
Im Gesetz-Buch steht, was verboten ist.
Ihr sollt besser sein, als das Gesetz-Buch sagt.
Ihr sollt in eurem Herzen die Menschen lieben.

Jesus erzählte drei Beispiele:

Erstes Beispiel: Töten ist verboten.

Jesus sagte:

Im Gesetz-Buch steht: Töten ist verboten.
Ich aber sage euch:
Ihr sollt in eurem Herzen noch nicht einmal wütend sein.
Ihr sollt in eurem Herzen gut sein zu den Menschen.

Zweites Beispiel: Die Ehefrau wegschicken ist verboten

Jesus sagte:

Im Gesetz-Buch steht:
Keiner soll seine Ehefrau wegschicken.
Ich aber sage euch:
Ihr sollt eure Ehefrau lieb haben.
Ihr sollt euch nicht in eine andere Frau verlieben.
Ihr sollt nur eure Ehefrau lieben.

Drittes Beispiel: Lügen und schwören ist verboten

Jesus sagte:

Im Gesetz-Buch steht: Lügen und schwören ist verboten.
Ich aber sage euch:
Ihr sollt immer ehrlich sein.
Ihr sollt in euren Herzen ehrlich denken.
Ihr sollt mit euren Augen ehrlich sehen.
Wenn ihr Ja sagt, heißt das Ja.
Wenn ihr Nein sagt, heißt das Nein. (Bibel in leichter Sprache)

Predigt-Gedanken zum 6. Sonntag im Jahreskreis A

Herausfordernde Worte hat Jesus heute für uns! Euer Ja, sein ein Ja, euer Nein, sei ein Nein! Schaffen Sie das? Ich nicht immer! Oft ist mein „Ja“, mehr ein „vielleicht“, oder „schauen wir mal“, hin und wieder erschrecke ich über mich selbst, dass ein „Nein“ zu einem „naja“ oder „warten wir mal ab“ wird. Meine Unentschlossenheit macht mir gelegentlich Angst, Angst vor mir selbst, und doch auch ich bin nur ein Mensch.

Wie geht es euch, liebe Schwestern und Brüder, mit euren Ja’s und Nein’s? Das Evangelium des Sonntags hält uns einen Spiegel vor, in den wir hineinschauen müssen, wir können diesem Spiegelbild nicht ausweichen.

Matthäus erzählt uns davon, wie Jesus seine Bergpredigt hält, viele Menschen, unterschiedlichste Menschen, hören ihm zu. Er spricht zu allen, seine Absicht ist es alle Herzen zu erreichen! Besonders die Schriftgelehrten und Pharisäer ermahnt er, diese „Menschen-Gattung“ sich selbst unheimlich gut vor zu kommen und auf andere hinunter zu schauen, diese Tendenz erlebe ich hin und wieder auf bei mir! Und es erschreckt mich: Manuel, du bist auch nicht besser als die Schriftgelehrten der Bibel! Du hast die hl. Schriften „studiert“, du weißt was Gott von dir will, und doch hinkst du dem Anspruch Jesu sehr nach …

Selbstkritik tut uns allen gut, nicht um uns klein oder schlecht zu reden, sondern um die Wurzel allen Übels bewusster zu erkennen! Jesus mahnt uns schon auf das Kleine zu schauen, dass jemand zu einer Waffe greift, ist nicht der 1. Schritt, da muss schon viel im Vorfeld passiert und schief gegangen sein, an Beziehung, an Kommunikation, an der Fähigkeit der Selbst- und Fremdeinschätzung.

Die beiden Lesungen die dem Evangelium vorausgegangen sind, haben beide den Begriff „Weisheit“ angesprochen. Weise ist ein Mensch mit Sicherheit nicht, wenn er viel studiert hat, sondern wenn durch das Leben weise geworden ist, ihn das Leben geprägt, vielleicht auch abgeschliffen hat, man tiefgehende Erfahrungen im Leben machen „durfte“.

Jesus möchte, dass auch wir Christen „seine Weisheit“ übernehmen, sie in unserem Leben erlernen, Christen sind nie fertig, wir sind immer auf dem Weg, unsere „Ausbildung“ als Jünger endet nie!!!

Und ganz wichtig: Ein Lehrling darf Fehler machen, muss sie manchmal machen, um daraus zu lernen! Ein Meister darf sich keinen Fehler mehr erlauben! Jesus ist unser Meister, wir dürfen uns heute Aufgrund des Evangeliums wieder an-fragen lassen, wie wir leben, wie wir reden, wie wir miteinander umgehen, wie wir unsere Beziehungen leben, wie wir mit Versagen – dem eigenen und dem Versagen der Anderen – umgeben!

Das Wort „Gerechtigkeit“ möchte ich an den Schluss meiner Gedanken setzen. Die Gerechtigkeit, unsere nämlich, ist für Jesus, wie ein „Türöffner“, wie ein „Schlüssel“ zum Himmelreich. Gott hat seine eigene Definition von Gerechtigkeit – ob sie immer mit unserer persönlichen Vorstellung kompatibel ist, werden wir einmal erleben, wenn unser Leben „zusammengezählt“ wird!

Das soll uns aber keine Angst machen! Denn Gottes Liebe und Barmherzigkeit übersteigt die unsere sowieso! Gott hat sein großes „JA!“ zu uns in der Heiligen Taufe schon gesprochen! Er nimmt es nie mehr zurück!

Helfen wir uns gegenseitig, dass unser Ja ein Ja ist und bleiben kann, dass unser Nein, ein Nein bleibt und gültig bleibt!

Liebe Schwestern und Brüder! Sie sehen, wir sind alle auf dem Weg, jeder auf seinem Lebensweg, manchmal anzuhalten, inne zu halten und sich von Jesus neu orientieren, ausrichten zu lassen, darf für uns äußerst tröstlich sein! Herr, Jesus hilf uns, dass wir ein „praktisches Christentum“ leben können – unseren Alltag prägt!

Predigt in der Linzer Karmelitenkirche, August 2012