Mani's Blog

Sonntagszeilen zum 1. Advent

Von einem Türhüter erzählt uns Jesus heute im Evangelium! Es ist kein Tor-Hüter am Fußballfeld gemeint, sondern einer der die Tür des Hauses bewacht. Der aufpasst, wer das Haus betritt. Mich erinnert der Türhüter an den aktuellen Willkommensdienst (oder an den Ostiarier in der alten Kirche), den wir zwischen den beiden Lockdown-Zeiten hatten und sicher auch in Zukunft brauchen werden. Es ist nicht unbedingt ein angenehmer Dienst gewesen, dieser Willkommensdienst, manchmal musste man sich von verärgerten Messbesuchern auch „Unchristliches“ anhören. Für viele ist dieser Dienst aber eine Ehrensache, denn sie heißen die zur Kirche kommenden Menschen willkommen, vermitteln ihnen, schön dass DU da bist, bitte haltet euch an die Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Virus-Übertragung. So, jetzt kann man über die derzeitigen Umstände schimpfen und poltern, sich ärgern und traurig sein. Aber man könnte diese Tage und Wochen, ja Monate die uns schon „zugemutet“ wurden, als große Chance verstehen, unser aller Leben neu einzuordnen. Die „stillste Zeit“ im Jahr hat heuer schon viel früher begonnen in Form des 2. Lockdown.

Jesus gibt uns im Evangelium den Auftrag, die „Zeichen der Zeit“, wie es das 2. Vaticanum formuliert, zu erkennen! Die Zeiten „anzunehmen“ und sie im Licht der Liebe Gottes neu verstehen zu lernen. Was sagen uns diesen Zeiten, was lernen wir aus diesem eigenartigen Kalenderjahr 2020? Was lernen wir auch den „zugesperrten“ Zeiten in unseren 4 Wänden mit Homeoffice, Distance-Learning, Besuchsverboten in Seniorenzentren und Krankenhäusern, Ausgangssperren und keinen öffentlichen Gottesdienstfeiern?

Man kann, wenn man will, diese Umstände auch mit der „geistlichen Brille“ betrachten, sich (s)einen Reim daraus machen, Schlüsse ziehen und unser Leben unser Miteinander hinterfragen und ändern – als große Chance in unserem Leben!

Nichts anderes möchte Jesus uns am 1. Adventsonntag mitgeben! Den Blick auf das große Weihnachtsfest zu schärfen, unser Leben, unser Tun, unser Miteinander – aus Liebe – zu hinterfragen, auf die „Zeichen der Zeit“ zu schauen, uns neu auszurichten, weil einer ankommen will, bei dir und mir, bei uns allen, in unseren Herzen! Wachsam sein, achtgeben, sind nicht nur Begriffe die den Corona-Virus betreffen, sondern auch den „Virus der Nächsten- und Gottesliebe!“ – im Wissen, dass unser ganzes Leben Advent ist, nicht bloß die 4 Wochen vor der Heiligen Nacht. Unser ganzes Leben lang sind wir unterwegs, bei IHM anzukommen, bei IHM der schon längst bei uns angekommen ist und immer wieder an-kommen möchte! Wachsamkeit und Achtsamkeit, zwei Haltungen „der Liebe“, ohne die unser Leben nicht gelingen kann!

In der 1. Lesung aus dem Propheten Jesaja haben wir gehört, wie er in Bild-Worten das enttäuschte Volk trösten und neu motivieren möchte, den Kopf eben nicht in den Sand zu stecken, sondern hoffnungsvoll nach dem Ausschau zu halten, der „von jeher“ unser Erlöser ist, der Löser aller Probleme, der Auf-Löser aller Spannungen und Konflikte. ER, Gott ist wie ein Töpfer, der aus uns allen „Brauchbares, Schönes, Kunstvolles, Liebe-volles“ formen will.

Der Advent ist die Zeit, in der wir eingeladen sind, uns von Gott her neu gestalten zu lassen, uns in seine Hände zu geben, damit er uns formt, und eine neue Form gibt, gemeint sind unsere Haltungen, unsere Gedanken und Handlungen und unsere Einstellungen, nicht unsere Wunsch-Figur was das Äußere betrifft! Ich wünsche uns Mut, dass wir es Gott zutrauen, ja es ihm auch erlauben, dass er uns von Zeit zu Zeit, neu formen darf zu Menschen, denen es ein Anliegen ist, die Gerechtigkeit an die erste Stelle zu setzen!

Paulus, der große Verkünder, schreibt im Jahr 55 nach Christus (in der 2. Lesung des 1. Adventsonntages) seiner Christengemeinde in der griechischen Hafenstadt Korinth: Gott ist treu, ihr habt Gemeinschaft mit IHM! Mir scheinen, dass diese Wörter wie ein Schlüssel sind, um den Advent immer wieder neu verstehen zu lernen! Wir dürfen in dieser Vorbereitungszeit auf Weihnachten hin, wieder einmal neu erfahren, dass Gott seine Verheißungen treu erfüllt, Er treu unseren Alltag begleitet durch die uns zugemuteten Tiefen und geschenkten Höhen unseres Lebens. Echte Gemeinschaft mit ihm zu haben, nicht eine „oberflächliche Sonntagsbeziehung“, sondern eine alltägliche Gemeinschaft, dass ver-ändert unser Leben! Dass lässt und wachsamer und aufmerksamer leben, da dürfen wir uns, im Bild gesprochen, wie Ton von unserem Töpfer neu formen lassen, damit unsere Herzen keinen „Lockdown“ haben, sondern die Herzenstüren offen stehen, neu geöffnet werden können, damit wir erkennen, bei Gott brauchen wir keinen Abstand halten, sein „Virus des ewiges Lebens“ nimmt uns nicht das Leben, sondern schenkt uns Leben – über die Grenze des Todes hinaus, weil ER unser treuer Erlöser ist! Ich begehe dieses Jahr meinen 39. Advent. Ich bin schon gespannt, wie Gott mich in diesen Wochen formen will, wenn ich es von Herzen zulassen kann, dass seine Liebe mich ver-ändert! Amen.

Zu den Bibelstellen: Tagesimpuls – Erzabtei Beuron (erzabtei-beuron.de)

TAGESGEBET: Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht; du schenkst das Wollen und das Vollbringen. Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit. Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Foto: Hanspeter Lechner, Andreas segnet mit mir die Adventkränze, Hauskapelle der Marienschwestern