Mani's Blog

Predigt: Jesus heilt unsere Blindheit(en)!

Predigt zum 30. Sonntag im Jahreskreis | Lesejahr B

L (I.): Jer 31,7-9 – Weinend kommen sie, tröstend geleite ich sie!

EV: Mk 10,46b-52 – Meister Jesus, ich möchte wieder sehen können!

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Familien, Kinder & Jugendliche! (Lb. Ehrw. Marienschwestern v. Berge Karmel!) Versammelte Gottesdienstgemeinschaft!

Mitte September (2018) erschien in einer ÖO-Tageszeitung das Interview mit der Radiomoderatorin Constanze Hill. Unser Hr. Pfarrer hat mich auf diesen Zeitungsartikel hingewiesen! Als ich ihr Lebenszeugnis gelesen habe, wusste ich, dass ich ihre Gedanken noch brauchen werde…

Constanze Hill, Radiomoderatorin, 44 Jahre alt, lebt in Linz, hat zwei Kinder, 2 Katzen und einen Hund, kocht gerneist seit ihrer Geburt BLIND! Auf die Frage, ob es Blinde Menschen schwerer haben als andere, weniger Chancen und Möglichkeiten im Beruf etc., gibt sie zur Antwort: „Ich kann nur für mich reden! Ich, für mich sage Nein! Und wenn ich nochmal auf die Welt kommen könnte, ich würde mir wieder wünschen blind zu sein!

Liebe Schwestern und Brüder, mich hat dieses Einzel-Zeugnis sehr berührt! Weiters sagt Frau Hill die ein Buch mit dem Titel „Ich seh, ich seh, was du nicht siehst“: Ich sehe in meiner Blindheit sogar Vorteile! Wenn ich mir die Probleme so mancher Sehender anhöre, dann merke ich das sie an Problemen leiden, die ich als Blinde so nie hatte. Das Aussehen spielt für mich, zum Beispiel, keine Rolle! Ich konzentriere mich auf den Moment einer Begegnung, ich konzentriere mich ganz auf mein Gegenüber, auf das Wesentliche, mich lenken Äußerlichkeiten nicht ab! Ich betrachte das als großes Geschenk! Wie träumt man eigentlich als Blinder? Man träumt ohne Bilder, aber mit Gerüchen und man träumt mit Gefühlen.

Gibt es einen Rat, den Sie als blinde Frau Sehenden geben möchten? Ja, ich rate Sehenden, gelegentlich die Augen zu schließen, still in sich hineinzuhören, um ganz ohne Ablenkung erkennen zu können, was ihnen wirklich wichtig ist! Blind zu sein, hat viele Vorteile!

Liebe Schwestern und Brüder! Im heutigen Evangelium haben wir einen Blinden gehört, dessen Namen wir sogar wissen, Bartimäus, der nicht mehr blind sein will! Er schreit sich schier die Seele aus dem Leib, damit ihn Jesus am Straßenrand nicht über-sieht! Es ist interessant, fast ein „Wortspiel“: Der Blinde schreit, damit er nicht über-sehen wird!

Jesus ist die Erfüllung aller Prophezeiungen der Propheten! Er heilt Lahme und macht Blinde wieder sehend! Er bringt Er-Lösung schon zu seinen Lebzeiten! Wo ER auftaucht, verändert sich das Leben der Menschen! In großartiger Weise, in den vielen Heilungen und Wunder, von denen uns die Evangelien berichten! Aber ich kann mir vorstellen, dass Jesus in ebenso großartiger Weise, auch die An-Sichten von Menschen „geheilt“ hat, ihnen eine neue Sicht-Weise geschenkt hat!

Brauchen nicht auch wir das immer wieder, liebe Schwestern und Brüder! Dass uns „jemand“ den richtigen Blick auf die Dinge und Umstände unseres Lebens lehrt? Es ist eine schöne Übung, könnte eine freiwillige Hausübung für uns sein, uns einmal aus dem Blick unserer Umwelt anzusehen! Aus dem Blick meiner Kinder, meines Partners, meiner Partnerin, meines Freundes! Es bedarf Mut, Ehrlichkeit und Fantasie, ja es ist auch eine An-Frage an uns, was sehen, erleben andere bei mir, an mir, wenn sie mich sehen, wie uns begegnen! Eine spannende Übung!

Der blinde Bartimäus konnte Dank Jesus sehen! Constanze Hill, hat diesen Wunsch gar nicht in sich! Und wir, liebe Schwestern und Brüder, wir Sehende stehen genau dazwischen!

Ich wünsche uns, dass wir aus diesem Evangelium herausspüren können, das Jesus die vielen Blindheiten in unserem Leben, vor allem die Blindheit des Herzens, heilen möchte, dass ER ist es, der uns wirklich An-sehen gibt, im wahrsten Sinn des Wortes!

Ich wünsche uns aber auch das Verständnis, dass Frau Hill, die Blinde die gerne blind ist, auch uns etwas zu sagen hat, nämlich dass man nur mit dem Herzen gut sieht, weil das Wesentliche für die Augen unsichtbar ist! Amen.

(Diakon Manuel Sattelberger)

(Bild: Don Bosco Verlag – aus dem Internet)