Mani's Blog

Heiliger Florian, bitte für uns!

„Wo andere hinauslaufen, laufen Feuerwehrleute hinein!“ – so ähnlich hat es Feuerwehrkurat und Feuerwehr-Peer Pfr. Peter Bösendorfer in der Kirchenzeitung formuliert. Der Brand in der Kirche Notre-Dame hat diese Tatsache wieder der ganzen Welt vor Augen geführt. Bei der Floriani-Messe haben wir um Segen, Kraft und Mut für unsere Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner gebetet. Sie berühren „Wunden“, so wie auch der Apostel Thomas die Wunden Jesu berührt hat, um selbst Heilung und Glaubensstärke zu empfangen. Heiliger Florian, bitte schau auf deine Jünger, schau auf deine Feuerwehrleute, hilf, lenke und schütze du vom Himmel her unsere Einsatzkräfte! Amen.

Floriani-Messe unserer Feuerwehren, 28.4.2019, Foto: Hanspeter Lechner

Es ist ein alter, gewissermaßen ehrwürdiger Leitspruch, den sich Feuerwehrleute gewählt haben, weil er sozusagen ihr Beruf(ungs)sethos, ihre innere Haltung und Einstellung zu ihrer Arbeit zum Ausdruck bringt. Doch was bedeutet dieser Leitspruch eigentlich? Gott zur Ehr’ – dem Nächsten zur Wehr – was sagt das aus über den Alltag einer Freiw. Feuerwehr, über Übungen und das Instandhalten von Fahrzeugen und Geräten, über Planungen und Besprechungen, über die Aufbauarbeit bei der Jugendfeuerwehr, über Bereitschaftsdienste, Weiterbildungen und so weiter?

Und wenn ihr Feuerwehrleute dann ernsthaft zum Einsatz gerufen werdet, wenn Funkmelder und Handys gehen, die Sirene heult und ihr zum Feuerwehrhaus eilt und gemeinsam in den Einsatz geht …-  Ich vermute, da denkt man an vieles, weniger aber an diesen Spruch. 

Und doch bringt dieser Spruch, so meine ich, zum Ausdruck, worum es bei eurem Dienst ganz wesentlich geht. Nämlich nicht um eigenen Erfolg, Anerkennung und Ehre, sondern um den Nächsten. Das Leben, die Gesundheit, den Schutz der Mitmenschen, ohne Ansehen der Person. Was ihr tut, das tut ihr für eure in Not geratenen Nächsten,– eben „dem Nächsten zur Wehr“. Und dieser Nächste ist ja wie ich ein Geschöpf Gottes, ein geliebtes Kind Gottes.  Insofern geschieht alles Bergen, Retten, Löschen dann eben in der Tat zur Ehre Gottes, der unser Schöpfer ist, der jeden Menschen unbedingt liebt und annimmt und nach dessen Willen wir Menschen einander beistehen und helfen sollen, wenn einer in Not ist.

Euer Engagement ist praktizierte Nächstenliebe und verweist somit auf den, der uns solches Handeln geboten hat. „Du sollst Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und ganzem Verstand lieben und deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, hat Jesus uns geboten und mit seinem Leben gezeigt, dass diese Liebe über schöne Worte weit hinausgeht, sondern mit Gefahr und Risiko für das eigene verbunden sein kann. 

Auch für euch Feuerwehrmänner und –frauen gibt es Gefahren und Risiken. Ihr riskiert die eigene Gesundheit, möglicherweise sogar das eigene Leben, wenn ihr einen Menschen etwa aus einem brennenden Haus rettet. Ihr riskiert, dass euch die Bilder, die Eindrücke von einer Unfallstelle tagelang in euren Gedanken und Träumen verfolgen. Ihr riskiert, die Ohnmacht, den Schmerz zu erleben, hilflos daneben zu stehen, wie jemand stirbt. Ihr riskiert, die Angst und Anspannung zu erleben, in einen schwierigen Einsatz gerufen zu werden, von dem ihr nicht wisst, was er euch abverlangen wird.  Dass ihr trotz dieser Risiken und Gefährdungen diesen Dienst tut, kann man nicht hoch genug achten und gibt uns auch Grund zur Dankbarkeit am heutigen Tag.

Wir sind dankbar, dass ihr Tag und Nacht für uns da seid, dass euch die Mitarbeit bei der Freiw. Feuerwehr so wichtig ist. Gewiss hat jede Feuerwehrfrau, jeder Feuerwehrmann eine ganz persönliche Motivation, diesen Dienst zu tun. Da mögen ganz unterschiedliche Gründe hineinspielen. — Aber ich bin mir sicher, dass auch unser alt-ehrwürdige Feuerwehr-Leitspruch mit hineinspielt, wenn es auch nicht jedem so bewusst sein mag. Gott zur Ehr- dem Nächsten zur Wehr. Diese religiöse Motivation ist und bleibt wichtig. Es ist gut zu wissen, dass es die Feuerwehr auch um Gottes Willen gibt. Und es ist gut, die Motivation für diesen zuweilen Kraft raubenden Dienst als Feuerwehrmann, als Feuerwehrfrau sozusagen auch von höherer Ebene zugesprochen zu bekommen.

Es ist gut zu wissen, wenn ich in den Einsatz muss, dann ist Gott mit dabei, und der schenkt mir Kraft und Mut und Selbstvertrauen. Wenn die Feuerwehr ausrückt, dann ist Gott mit dabei.

Dann steht hinter euch sozusagen noch ein größerer, nämlich euer himmlischer Auftraggeber, der euch zum Helfen, zum Retten, Löschen, Bergen hinausschickt. Denn wie anders soll Gott uns Menschen schützen und bewahren, wie anders soll Gottes Segen zu uns Menschen kommen, wenn nicht durch die Hilfe und den Schutz, den wir Menschen einander geben. Mit anderen Worten, Gott braucht jeden einzelnen von euch für genau diesen Dienst am Nächsten.

Gott braucht euren Einsatz, eure Bereitschaft, eure Anstrengung, manchmal sogar das ein oder andere kleinere oder größere Opfer an Freizeit und Bequemlichkeit, damit seine Liebe, sein Schützen und Bewahren konkret werden kann.  Gott braucht uns Menschen, braucht unsere verantwortliche Tat, unsern Einsatz für die anderen. Denn natürlich ist es nicht so, dass Gott uns das Feuerlöschen abnimmt und einspringt, wo helfende Hände fehlen. Gott bewahrt auch nicht vor jeder Katastrophe, die durch menschliches Versagen, durch mangelnde Beherrschung der Technik verursacht wird. Anders ausgedrückt, wir sollen Gott nicht für Unfälle und Katastrophen verantwortlich machen, die wir Menschen selbst zu verantworten haben. Ein berühmter Theologe hat einmal gesagt, wir müssen aufhören, Gott als Lückenbüßer zu missbrauchen, also ihn immer dann verantwortlich zu machen, wenn wir nicht mehr weiterwissen, versagen oder für den Moment keine Lösung haben.  

Vielmehr sollen wir Gott mitten im Leben suchen. Wir sollen die Spuren Gottes mitten in unserem Leben wahrnehmen, in den Beziehungen, die unser Leben ausmachen, in den Kräften, die uns geschenkt sind, in der Arbeit die uns ausfüllt und zufrieden macht, in dem Glück das wir erleben dürfen. Und wir sollen und dürfen Gott auch und gerade dort suchen, wo Menschen sich für andere einsetzen. Darum, liebe Feuerwehrleute – und andere Helferinnen und Helfer: Gott ist mitten im Leben, in diesem Dienst, bei euch.  Gott ist bei denen, die als erste an der Unfallstelle sind und noch nicht wissen, was sie erwartet. Bei denen die das Feuer in den Griff bekommen müssen, die aber Angst haben, trotz aller Übung und Routine. Bei den Bergungsmannschaften, die noch nicht wissen, ob es ihnen gelingen wird, jemanden lebend aus einem verunglückten Auto herauszuschneiden. Bei den freiwilligen Helfern, die sich in der Nacht vielleicht lieber umdrehen würden, statt sich einen Ruck zu geben und zum Feuerwehrhaus zu fahren. Gott ist bei euch, wenn ihr euch freut, weil etwas gelungen ist. Wenn ihr erschöpft einen Einsatz überstanden habt, aber wohlbehalten und unversehrt seid. Gott ist auch für euch da, wenn ihr vielleicht einmal versagt habt, wenn ihr nur ein paar Minuten zu spät gekommen seid, wenn ein notwendiger Handgriff mal nicht gesessen hat oder wenn dunkle Bilder in euch hochkommen.  Sicher werdet ihr das nicht immer mit Gewissheit spüren können, ob Gott ganz nah oder ganz weit weg ist. Aber auch wenn wir es manchmal nicht spüren können: Gott ist da. Er hat versprochen, dass er sich von uns finden lässt, wenn wir ihn suchen. Gott weiß, wer wir sind und was uns bewegt und hat deshalb diesen Dienst gesegnet: Gott zur Ehr- dem Nächsten zur Wehr!