Immer wieder, wenn ich die biblischen Berichte höre, in den Evangelien lese, fällt mir unsere Pfarrwallfahrt in das Heilige Land, nach Israel ein. Nicht ohne Grund, bezeichnet man dieses Land als das 5. Evangelium, weil man dort dem Evangelium und den Geschehnissen rund um Jesu, auf eine so authentische Art und Weise nahe sein kann. Man kann sich ein Bild von den unterschiedlichen „Schauplätzen“ im Leben Jesu machen, man kennt die Umgebung, sieht die Vegetation, man spürt die Entfernung, die Unterschiede zwischen Stadt und Land, zwischen Wüste und fruchtbarem Land. Man isst dort Obst, so schmeckt es daheim nicht, man bekommt eine Ahnung, wie es gewesen sein könnte, damals zu biblischer Zeit.
Das heutige Evangelium erzählt uns von der kleinen Küstenstadt Kafarnaum und davon wie Jesus in der Synagoge, im Gebets- und Versammlungshaus der Juden zu seinen Schwestern und Brüdern predigt, er ihnen die heiligen Schriften und Bücher auslegt. Wenn ich dieses Evangelium höre, dann sehr ich das Ortsschild vor mir. In großen Lettern steht darauf „Kafarnaum – the town of jesus“ – Kafarnaum die Stadt Jesu. Ja, es stimmt, Jesus hat sich sehr oft in Kafarnaum aufgehalten, vielleicht auch deshalb, weil dein Ober-Jünger Petrus dort mit seiner Familie lebte und am angrenzenden See Genezareret ihren täglichen Fisch fingen, umso den Lebensunterhalt zu bestreiten!
Jesus predigt am Sabbat, am Heiligen Tag der Juden, dem Samstag, religiös vergleichbar mit unserem christlichen Sonntag, in der Synagoge! Alles was Füße hatte und wer gehen konnte, gab Gott am Sabbat die Ehre! Die Synagoge dürfen wir uns wirklich „bummvoll“ vorstellen, es gab einen Bereich für die Männer und hinter einem Sichtgitter auch einen Bereich für die Frauen.
Mir kommt vor, wie wenn uns das heutige Evangelium jenen Ausschnitt vor Augen führt, in denen die Zuhörerinnen und Zuhörer erkannt haben, WER Jesus wirklich ist! Nämlich kein gewöhnlicher Prediger, sondern einer der, wie es buchstäblich im Evangelium steht, als einer der mit GÖTTLICHER Vollmacht seine ganz neue Lehre von Gott verkünden möchte, ganz neu in der Ausrichtung und doch in der Nachfolge der Botschaften der Tora-Rollen!
Unterstrichen wird diese Erkenntnis seiner ZuhörerInnen durch eine Austreibung eines unreinen Geistes! Damit soll unterstrichen werden, dass Jesus nicht nur Worte spricht, sondern dass seine Worte eine neue Wirklichkeit im Leben und im Glauben der Menschen bringt! Sein Wort hat Kraft, durch seine Worte spürten die Menschen göttliche Vollmacht und Kraft!
Die Bibelauslegung tut sich schwer, genau zu bestimmen, was mit den sogenannten „unreinen Geistern“ wirklich gemeint ist, da gibt es die Meinung, dass seinen Dämonen gewesen die von einem Menschen Besitz angenommen haben, man spricht landläufig von „Besessenheit“. Andere meinen es könnten psychische/physische Krankheiten gewesen sein, die man natürlich damals als solche nicht erkannt hat, weil die Medizin ja noch in den Kinderschuhen steckte. Was es auch immer gewesen sein mag, was diesen Menschen „in Besitz“ genommen hat und er nicht „Herr über sich selbst“ war, Jesus veränderte sein Leben radikal! Dieser „Geist“ wie ihn die Bibel nennt, verlässt den Mann!
Liebe Schwestern und Brüder! Eines müssen wir uns klar vor Augen führen, Jesus hat geheilt, Jesus hat das Leben von Menschen -durch sein Wort- verändert! Sein Wort hat Heilung, Heiligung gebracht!
Wie sieht es bei uns aus, in uns aus? Löst das Wort Jesus auch in uns noch solche Betroffenheit aus, wie damals in Kafarnaum, oder haben wir uns schon „eingehört“ in die Worte Jesu? Ich wünsche uns allen, auch mir, dass wir die Worte Jesu auch in unserem Leben als kraftvoll und lebensverändernd erfahren! Damit auch unser Leben hier und heute, die Chance hat, sich von Jesus in eine neue Lebenssituation stellen zu lassen! Herr, Jesus, lass auch uns, deine göttliche Vollmacht erleben und erfahren!
